KOMMUNIKATION

Das Eisbergmodell – Die Beziehungsebene und die Sachebene in der Kommunikation

Mit dem Eisbergmodell Kommunikations­probleme oder Konflikten auf der psychosozialen Ebene beheben, um eine effektive Arbeit auf der Sachebene zu ermöglichen.

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ZWEI PERSPEKTIVEN IN DER KOMMUNIKATION

Mit dem Eisbergmodell Kommunikationsprobleme und Konflikte lösen

Das Eisbergmodell ist ein bewährtes Konzept, um Kommunikationsprobleme oder Konflikte auf der psychosozialen Ebene zu erkennen und zu beheben. Dies fördert eine effektive Arbeit auf der Sachebene. Es hilft, Missverständnisse zu vermeiden und die tiefer liegenden, emotionalen Aspekte der Kommunikation sichtbar zu machen. Diese unbewussten Faktoren können häufig zu Spannungen führen, die den eigentlichen sachlichen Austausch überlagern.

Zwei Ebenen der Kommunikation verstehen

Die zwischenmenschliche Kommunikation besteht aus zwei Ebenen: der Sachebene und der Beziehungsebene. Nur ein kleiner Teil der Kommunikation, etwa 1/8, findet bewusst statt und ist damit für alle sichtbar. Dieser sichtbare Teil repräsentiert die Sachebene, auf der Fakten und rationale Argumente ausgetauscht werden. Der weitaus größere, unsichtbare Teil der Kommunikation liegt jedoch „unter der Wasseroberfläche“. Hier befinden sich die Emotionen, Einstellungen und Erwartungen – also die Beziehungsebene.

Das Bewusstsein für diese beiden Ebenen der Kommunikation hilft, Missverständnisse frühzeitig zu erkennen und angemessen zu reagieren. Gerade bei Diskussionen oder Konflikten im Team ist es entscheidend, nicht nur auf die Sachebene zu achten, sondern auch die zugrunde liegenden Beziehungsmuster zu reflektieren.

Kommunikationsfallen mit dem Eisbergmodell vermeiden

Ein typisches Problem in der Kommunikation ist die unbewusste Fixierung auf die Sachebene. Häufig konzentrieren sich Menschen in Diskussionen rein auf die Fakten, ohne die emotionalen Hintergründe zu berücksichtigen. Dabei spielen Emotionen, wie Ärger, Enttäuschung oder Neid, eine entscheidende Rolle, selbst wenn sie nicht ausgesprochen werden.

Eine Lösung kann darin bestehen, die verborgenen Gefühle anzusprechen und so die emotionale Spannung zu lösen. Dies schafft Raum für eine effektive und zielführende Kommunikation auf der Sachebene. Die Arbeit auf der Sachebene kann erst dann richtig beginnen, wenn die Emotionen geklärt und in die Kommunikation integriert wurden.

Das Eisbergmodell nach Freud zeigt die Sachebene und die psychosoziale Ebene

Praxisbeispiel: Das Eisbergmodell in Aktion

Ein typisches Szenario aus der Praxis: Ein Team von Ingenieuren hat wiederholt Schwierigkeiten, ihre Meetings produktiv zu gestalten. Die Diskussionen sind hitzig und führen zu keinen Ergebnissen. Ein Blick auf die Sachebene zeigt, dass die technischen Details der Projekte im Fokus stehen. Doch auf der Beziehungsebene – unter der Oberfläche – brodelt es: Ein langjähriger Mitarbeiter fühlt sich übergangen, weil eine jüngere Führungskraft die Leitung übernommen hat.

Dieses emotionale Ungleichgewicht führt dazu, dass die Sachebene der Kommunikation immer wieder scheitert. Erst durch ein klärendes Gespräch zwischen der Führungskraft und dem langjährigen Mitarbeiter kann die emotionale Blockade gelöst werden, was eine konstruktive Zusammenarbeit ermöglicht.

Die Beziehungsebene in den Griff bekommen

Das Eisbergmodell bietet eine wertvolle Hilfestellung, um unbewusste Konflikte sichtbar zu machen. Besonders in Teams, in denen viel auf der Sachebene kommuniziert wird, hilft es, auch die Beziehungsebene im Blick zu behalten. So lassen sich Konflikte frühzeitig erkennen und vermeiden, bevor sie die Arbeitsleistung beeinträchtigen. Die Reflexion der unbewussten Kommunikationsebenen ermöglicht es, in einen offenen und respektvollen Dialog zu treten.

Übung: Das Eisbergmodell in der Praxis anwenden

Um das Eisbergmodell praktisch anzuwenden, gehen Sie gedanklich durch ein Meeting, das Sie als ineffektiv empfunden haben. Notieren Sie sich folgende Fragen:

Auf der Oberfläche (Rationale Ebene):

  • Welche Themen wurden am intensivsten diskutiert?
  • Gab es klare Sachargumente oder eher persönliche Einschätzungen?Was waren die zwei am heißesten diskutierten Themen, die (scheinbar) auf der Sachebene diskutiert wurden?

Unter der Oberfläche – Die psychosoziale Ebene:

Unter der Oberfläche (Psychosoziale Ebene):

  • Welche Rolle haben einzelne Teilnehmer eingenommen (Skeptiker? Visionär? Positiver Mitmacher?…) ?
  • Welche Emotionen waren bei den einzelnen Beiträgen/Teilnehmern spürbar (Angst? Wut? Trauer? Freude? Neid?…) ?
  • Wer kann hier mit wem? Welche Beziehungsmuster werden sichtbar? Hilfreiche Frage, um dies zu entdecken: Alle Namen der Teilnehmer aufzeichnen: „Wenn wir auf Klassenfahrt gehen würden, und jeder dürfte eine Person wählen, die er dabei haben möchte, wen würde er wählen (jeweils Pfeile zeichnen)?“
  • Welche unausgesprochenen Regeln gelten in dieser Runde (z.B. „Widersprechen verboten“, „Bloß keine heißen Eisen anfassen“, „Zeige allen, wie gut du bist!“…) ?

Durch diese Reflexion können Sie die unbewussten Ebenen der Kommunikation besser erkennen und in zukünftigen Meetings effektiver agieren.

Häufige Fragen zum Eisbergmodell

Was ist die Sachebene und Beziehungsebene in der Kommunikation?
Die Sachebene bezieht sich auf die rein inhaltlichen und rationalen Aspekte einer Kommunikation, während die Beziehungsebene Emotionen, Erwartungen und unausgesprochene Annahmen umfasst.

Wie kann das Eisbergmodell bei Konflikten helfen?
Es ermöglicht, die oft unbewussten, emotionalen Hintergründe eines Konflikts zu erkennen. Es eignet sich als leicht verständliches Modell sehr gut, den Beteiligten diese Hintergründe sichtbar zu machenDadurch wird es leichter, diese Emotionen anzusprechen und den eigentlichen sachlichen Konflikt zu lösen.

Warum ist die Beziehungsebene so wichtig?
Weil unbewusste Spannungen oder Emotionen auf der Beziehungsebene dazu führen können, dass die Kommunikation auf der Sachebene scheitert. Ein gutes Klima auf der Beziehungsebene ist Voraussetzung für erfolgreiche sachliche Diskussionen.

Wie kann ich das Eisbergmodell im Team nutzen?
Durch regelmäßige Reflexion der Teamdynamik. Fragen Sie sich immer wieder, welche Emotionen und unausgesprochenen Regeln in Ihrem Team wirken und sprechen Sie diese bewusst an.

Selbstreflexion: Kommunikation besser verstehen

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und reflektieren Sie Ihre letzten Gespräche oder Meetings. Notieren Sie sich eine Situation, in der Sie das Gefühl hatten, nicht wirklich verstanden zu werden. Überlegen Sie:

  1. Welche Botschaften haben Sie auf der Sachebene vermittelt?
  2. Welche unausgesprochenen Emotionen und Erwartungen haben Sie unter der Oberfläche mittransportiert?
  3. Wie könnten Sie diese Emotionen zukünftig klarer kommunizieren, um Missverständnisse zu vermeiden?

Diese Übung hilft Ihnen, Ihre eigene Kommunikation bewusster zu gestalten und sowohl die Sachebene als auch die Beziehungsebene in Einklang zu bringen.