FEEDBACK – TOOL
Mit dem Johari Fenster im Feedback das Feld des „freien Handelns“ vergrößern
Ziel des Johari Fenster ist es, das „Feld des freien Handelns“ zu erweitern. Hier ist die Motivation und das Handeln sowohl einem selbst als auch den anderen bekannt. Hier können wir uns authentisch zeigen und uns frei in Gruppen bewegen.
BLINDE FLECKEN ENTDECKEN
Teamentwicklung mit dem Johari Fenster
Das Johari Fenster unterteilt das Handeln von Menschen in Gruppen und Teams in vier Sektoren. Unterscheidungsmerkmal ist, ob ein bestimmtes Verhalten oder interne Vorgänge einem selbst bekannt oder unbekannt sind, und wie dies auf Seite der „anderen“ aussieht. Die vier Sektoren/Fenster sind:
Quadrant A: „Freies Handeln“
Hierbei handelt es sich um den Bereich der öffentlichen Sachverhalte und Tatsachen. Alles was hier hineinfällt, ist mir und den anderen bekannt. In diesem Bereich sind wir frei von Ängsten, offen und können uns zeigen, wie wir sind.
Quadrant B: „Mein Geheimnis“
Das Verhalten in diesem Bereich ist uns selbst bewusst, wir offenbaren es jedoch nicht gegenüber anderen. Jeder Mensch braucht seine Geheimnisse, seinen ganz privaten Bereich. Es kann aber auch anstrengend sein, Geheimnisse hüten zu müssen und nicht frei und offen handeln zu können.
Quadrant C: Blinder Fleck
Der blinde Fleck der Selbstwahrnehmung beschreibt Verhalten, das mir unbekannt, aber für andere bekannt und offensichtlich ist. Dies kann beispielsweise nicht mehr wahrgenommene Gewohnheiten oder auch nonverbale Kommunikation, wie z.B. Mimik, Gestik, Auftreten betreffen. Wenn wir hierzu Feedback bekommen, sind wir möglicherweise überrascht über die Äußerung, da wir uns noch nie bewusst Gedanken darüber gemacht haben.
Quadrant D: „Unbewusst“
Die Vorgänge hier sind weder einem selbst noch anderen bekannt. In der Tiefenpsychologie würde dies dem „Unbewussten“ entsprechen. Je mehr sich eine Person mit sich selbst auseinandersetzt, umso kleiner wir dieser Bereich. In der Regel sind Entwicklungen hier nicht Teil einer Teamentwicklung, sondern finden eher im Bereich Coaching oder auch Therapie statt.
Johari Fenster in der Teamentwicklung: Vertrauen und Feedback fördern
In der Teamentwicklung zielt das Johari-Fenster darauf ab, den Bereich des „freien Handelns“ (Fenster A) zu erweitern. Dabei sollten die Quadranten B („Mein Geheimnis“) und C („Blinder Fleck“) kleiner werden. Dies verbessert die Transparenz, das gegenseitige Verständnis und das Vertrauen im Team.
Zwei zentrale Methoden zur Erweiterung des „freien Handelns“:
- Konstruktives Feedback:
Durch gezieltes und offenes Feedback kann das Team blinde Flecken (Fenster C) aufdecken. Hierdurch wird das Verständnis für das eigene Verhalten verbessert, und Verhaltensweisen, die zuvor unbewusst waren, werden sichtbarer. Dies reduziert die Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung. - Vertrauensbildende Maßnahmen:
Teambuilding-Aktivitäten und Maßnahmen, die das Vertrauen fördern, ermutigen die Teammitglieder, mehr von sich preiszugeben. Dies verkleinert das Fenster B („Mein Geheimnis“) und stärkt die Offenheit und Ehrlichkeit im Team. Dadurch entsteht ein Klima, in dem sich alle sicher fühlen, authentisch zu handeln.Konsruktives Feedback ermöglicht den Blick auf blinde Flecken und verkleinert damit Fenster C.
Das Ziel: Eine offene Feedbackkultur
Langfristig führt der Einsatz des Johari-Fensters dazu, dass Teams eine gemeinsame Feedbackkultur entwickeln, in der Selbstoffenbarung und Feedback selbstverständlich werden. Dies sorgt für mehr Transparenz, gegenseitiges Verständnis und eine effektive Zusammenarbeit.
Quadrant D: Das Unbewusste im Johari Fenster
Der Quadrant D im Johari-Fenster, auch „Unbewusst“ genannt, erfordert besonderes Fingerspitzengefühl, da er sich mit Aspekten beschäftigt, die weder der Person selbst noch anderen bekannt sind. Dieser Bereich umfasst tiefere, oft verborgene Aspekte wie unbewusste Talente, kulturelle Prägungen oder vage emotionale Empfindungen. Solche Themen liegen meist außerhalb des alltäglichen Bewusstseins und bedürfen besonderer Achtsamkeit.
Die Arbeit mit dem Unbewussten erfordert oft eine intensivere Auseinandersetzung, die in einem individuellen Coaching oder in therapeutischen Prozessen sinnvoller ist als in einer Teamarbeit. Hier können unbewusste Muster und Potenziale ans Licht gebracht werden.
Trotzdem bleibt das Johari-Fenster ein wertvolles Instrument, um in Teams die Bedeutung von Feedback und die Notwendigkeit einer offenen Feedbackkultur zu verdeutlichen. Es hilft dabei, Selbst- und Fremdwahrnehmung abzugleichen und so die Zusammenarbeit zu verbessern.Kommentar
Praxisbeispiel Johari Fenster
Ein Team von Personalreferentinnen betreut gemeinsam die internen Kunden bei verschiedenen Anliegen. Eine der Kolleginnen äußert im Rahmen eines Pausengesprächs die Überzeugung: „Ich kann besonders gut kommunizieren und bin in der Lage flexibel auf die Anliegen der Führungskräfte einzugehen“. Bei genauerer Betrachtung kann beobachtet werden, dass einige ihrer Kolleginnen die Augen verdrehen, da sie offensichtlich anderer Meinung sind. Wenn das Team nicht schon so „reif“ ist, dass es einen angemessenen Rahmen findet, sich gegenseitig konstruktives Feedback zu geben, würden wir eventuell an dieser Stelle hängen bleiben und die Arbeit des Teams wäre nicht so effektiv, wie sie sein könnte.
Im Rahmen eines Teamentwicklungsworkshops zum Thema Rollen, Kommunikation, Feedback könnte hingegen gewinnbringend (auch) an der oben beschriebenen Abweichung des Selbst- und Fremdbilds gearbeitet werden. Möglicherweise käme dabei zur Sprache, dass die Teammitglieder die Stärke eher bei der Gewissenhaftigkeit der Kollegin sehen und sie darüber hinaus ermutigen, öfter einmal ihr spontanes und flexibles Verhalten einzuüben, indem beispielsweise ein Workshop nicht 100 % genau ins Detail geplant wird.
Übung: Selbstreflexion und Feedback: Blinde Flecken erkennen
Eine tiefgehende Methode, um die eigenen blinden Flecken zu entdecken und authentischeres Feedback zu erhalten, ist es, gezielt Freunde, Kollegen oder Vertrauenspersonen um eine Einschätzung zu bitten. Dabei sollten die Fragen über bloße Stärken und Schwächen hinausgehen, um eine fundierte Reflexion und Entwicklung zu ermöglichen.
Vorschläge für vertiefende Feedback-Fragen:
- Welche Verhaltensweisen oder Eigenschaften zeige ich, die dir besonders positiv auffallen, und warum?
Diese Frage hilft, konkrete Verhaltensweisen zu identifizieren, die im sozialen Umfeld geschätzt werden. - Welche Verhaltensweisen oder Gewohnheiten fallen dir bei mir auf, die ich selbst möglicherweise nicht wahrnehme?
Ziel dieser Frage ist es, blinde Flecken in der Selbstwahrnehmung zu erkennen und zu verstehen, wie das eigene Verhalten auf andere wirkt. - Gibt es Situationen, in denen ich unbewusst meine Stärken zurückhalte oder weniger selbstbewusst auftrete?
Hierdurch wird reflektiert, in welchen Momenten man möglicherweise unbewusst Potenziale nicht voll ausschöpft. - Wann oder in welchen Kontexten könnte ich mein Verhalten oder meine Herangehensweise an bestimmte Situationen überdenken, um effektiver zu sein?
Diese Frage lädt zu konstruktiver Kritik ein und regt an, über unbewusste Handlungsweisen nachzudenken. - Was glaubst du, könnte ich tun, um offener und authentischer in meiner Kommunikation oder meinem Verhalten zu werden?
Hier geht es darum, zu erfahren, wie man sich weiter öffnen kann, um authentischer und zugänglicher für andere zu wirken.Was sind deiner Meinung nach 3 Stärken, die ich habe?
Reflexion über das Feedback
- Innere Vorbereitung:
Vor dem Einholen des Feedbacks ist es wichtig, sich zu fragen, ob man wirklich bereit ist, ehrliches und manchmal unerwartetes Feedback anzunehmen. Offenheit und Selbstreflexion sind hierbei der Schlüssel, ohne sich direkt zu verteidigen oder zu rechtfertigen. - Verarbeitung:
Nach dem Feedback sollte man es in Ruhe auf sich wirken lassen und sich fragen: Welche neuen Erkenntnisse habe ich gewonnen? Wo sehe ich blinde Flecken, an denen ich arbeiten kann?
Selbstoffenbarung üben: Vertrauen durch Ehrlichkeit schaffen
Für die Erweiterung des „Feldes des freien Handelns“ eignet sich besonders der bewusste Austausch im Gespräch unter vier Augen. Tiefe und Vertrauen entstehen oft, wenn wir uns entscheiden, etwas Persönliches von uns preiszugeben. Eine Möglichkeit, dies im Alltag zu üben, wäre, bei der Frage „Wie geht’s?“ ehrlich zu antworten und mehr als nur „gut“ zu sagen. Teilen Sie ab und zu, was Sie wirklich beschäftigt – natürlich im Rahmen dessen, was für Sie angemessen ist.
Tiefere Fragen zur Selbstoffenbarung:
- Was beschäftigt mich gerade wirklich und warum?
- Gibt es etwas, worüber ich bisher ungern spreche, das ich jetzt teilen möchte?
- Welche Emotionen oder Gedanken halten mich aktuell zurück, mich authentisch zu zeigen?
Durch solche Gespräche können Sie Vertrauen schaffen und das Feld des „freien Handelns“ bewusst erweitern. Letztlich gilt: Jeder entscheidet selbst, wie viel er offenbaren möchte, doch jede kleine Geste der Ehrlichkeit kann zu einem tieferen Verständnis und stärkeren Verbindungen führen.