Zwischen Individualismus und Idealen

Die Generation Z auf dem Arbeitsmarkt

Generation Z : Die Motivation und Erwartungen der digital natives an Arbeitgeber

Was erwartet die Generation Z?

von Katja (24)- Studentin/ Texterin

Umgebung? Industriell-modernes Loft in Kreuzberg inklusive Indoor-Hochbeet. Verpflegung? Täglich frisches Obst, Smoothies und ein Kühlschrank voll Feierabendbierchen. Benefits? Montagmorgenyoga, Tischkicker, After-Work Chi Gong und die obligatorische Mitgliedschaft im Urban Sports Club. Gehalt? Branchenüblich. Überstunden? Regelmäßig. Während ich die Stellenausschreibung des Berliner Medienunternehmens lese, weiß ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Nach wie vor schockiert es mich, wie viele Arbeitgeber meinen, dass wir – die Anhänger der berühmt-berüchtigten Generation Z – mit Corporate Benefits á la Tischkicker und Obstkorb geködert werden können. Ein tieferer Blick in die Arbeitswelt der jungen Generation zeigt, dass wir uns hinsichtlich New Work für Individualismus statt 0815-Alltag, für Eigenverantwortung statt Hierarchie und für faire Bezahlung statt ausgefallene Benefits entscheiden.

Wer ist die Gen Z und warum ist sie so wichtig für den Arbeitsmarkt?

iGeneration, Post-Millenials, Digital Natives, Zoomers oder Generation TikTok? Es gibt viele Namen für die Generation der späten 90er Jahre. Arbeitgeber äußern sich hinsichtlich der Generation Z zwiegespalten – aber warum eigentlich? Zusammenfassend zeichnet sich die junge Arbeitnehmergeneration durch folgende Charakteristiken aus:

Charakteristiken

  • Die Gen Z ist mit dem Internet und Social Media aufgewachsen. Einerseits ermöglicht das eine gute Vernetzung untereinander, andererseits resultiert daraus ein hoher Leistungsdruck, denn die sozialen Medien ermöglichen einen konstanten Vergleich mit dem (Arbeits-) Leben anderer.
  • Unverbindlichkeit zeichnet die Generation Z aus. Der Informationsüberfluss durch das ständige Online-Sein zeigt den jungen Arbeitnehmern Alternativoptionen auf, weshalb häufige Jobwechsel zur Normalität werden.
  • Flexibilität vom Arbeitgeber hinsichtlich Zeit und Ort der Arbeit wird nicht nur gewünscht, sondern vorausgesetzt. Das Streben nach örtlicher Unabhängigkeit wurde durch die Corona-Pandemie zusätzlich befeuert – inzwischen ist den meisten Teams bewusst, was Teams, Zoom & Co alles möglich machen.
  • Die Deloitte Global 2022 Studie zur Generation Z und der Millennials—Generation hat herausgefunden, dass den jungen Arbeitnehmern Selbstverwirklichung und Ausgewogenheit besonders wichtig ist. Ihre Arbeit muss für sie selbst einen Sinn haben, sie wollen sich – sowohl professionell, als auch persönlich –in ihrem Job weiterentwickeln.

Was will die Generation Z?

Für einige Anhänger der klassischen 40-Stundenwoche mögen diese Charakteristika wie utopische Forderungen einer noch weit entfernten Zukunft klingen. Dahingehend habe auch ich gelegentlich die Erfahrung gemacht, dass meine Wünsche und Anforderungen an meinen zukünftigen Arbeitgeber belächelt oder mit einem und dem Von-Oben-Herab-„Ja ja, träum weiter“-Augenzwinker-Blick belächelt wurden. Ich habe das Gefühl, dass einige Anhänger älterer Generationen unser Streben nach Unabhängigkeit und Flexibilität missverstehen. Dabei möchte ich nicht bei voller Bezahlung nur drei Stunden pro Tag an einer Strandbar arbeiten, um nach einem einzigen Zoom-Call Feierabend zu machen und mich auf mein Surfboard gen Sonnenuntergang zu schwingen. Was ich allerdings will, ist einen Arbeitgeber, der meinen Wunsch nach lokaler Unabhängigkeit respektiert. Ein Arbeitgeber der Weiterentwicklungsoptionen bietet und mir das Gefühl vermittelt, mein Engagement hat einen Mehrwert und wird gewürdigt. Tischkicker, Gym-Mitgliedschaften und der Kühlschrank voller Kaltgetränke könnten mir bei der Entscheidung für meinen Arbeitgeber der Zukunft daher kaum egaler sein.

Generation Z, Millenials oder digital natives: die Erwartungen

Wie müssen sich die Arbeitgeber weiterentwickeln, um im War of Talents nicht zu verlieren?

Der Arbeitsmarkt verändert sich und wir verändern uns mit – soviel steht fest. Ein Microsoft New Work Report hat herausgefunden, dass 41 Prozent der weltweiten Arbeitskräfte in Erwägung ziehen, ihren aktuellen Arbeitgeber innerhalb des nächsten Jahres zu verlassen. Wie müssen sich Unternehmen also zukunftsfit wandeln, um nicht nur den Ansprüchen der Generation Z zu genügen, sondern auch um ihre aktuellen Mitarbeitenden zu halten und gleichzeitig neue zu akquirieren? Das Zukunftsinstitut, Forbes , Microsoft und Deloitte haben einige Handlungsempfehlungen für die Unternehmen des „New Normals“ formuliert, die sich wie folgt zusammenfassen lassen:

1. Remotearbeit

Remote Arbeit muss bleiben – Arbeitgeber sollten einen konkreten Plan formulieren, der Mitarbeitenden Flexibilität ermöglicht, bei dem allerdings auch der Teamzusammenhalt und pragmatische Workflows nicht auf der Strecke bleiben.

2. Unternehmenskultur

Unternehmenskultur wird zu einem stets wichtigeren Faktor im Bewerbungsprozess und im War of Talents. Organisationen müssen nach außen verkörpern, weshalb Mitarbeitende in ihrem Unternehmen sinnstiftende Tätigkeiten ausführen und wie sie sich im Team und als Einzelpersonen weiterentwickeln können

3. Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit ist kein Nice-to-Have mehr. Die Deloitte Global 2022 hat herausgefunden, dass unter Millenials und der Gen Z der Klimawandel als zweitgrößte Sorge gilt. Dementsprechend kommen Unternehmen, die sich nicht für Nachhaltigkeit einsetzen oder gar Greenwashing betreiben, bei den jüngeren Generationen nicht gut an.

4. Gehalt

Gehalt als Teil der Wertschätzung: Die gute Vernetzung untereinander macht es der Gen Z möglich, sich mit Branchenkollegen auszutauschen – wer mit bunten Benefits lockt, aber Gehälter nach unten drückt, wird auf lange Sicht nicht im War of Talents bestehen können.  

Kommunikation für Kompromisse


Für meinen Start ins Vollzeit-Arbeitsleben wünsche mir eine echte Veränderung statt Worthülsen in Stellenausschreibungen und Was-wäre-wenn-Prognosen. Dabei ist mir selbstverständlich auch bewusst, dass ein Wandel nicht von heute auf morgen passiert. Wahrscheinlich ist es auch unmöglich, ein New Work-Stadium zu erreichen, mit dem Gen Z, Millenials, Boomer & Co gleichermaßen zufrieden sind. Wovon ich allerdings fest überzeugt bin, ist das wir generationenunabhängig besser und offener miteinander kommunizieren müssen. Deshalb nehme ich mir fest vor, auf die vorhin erwähnten Augenzwinker-Blicke und ungläubigen Entgegnungen nicht genervt zu reagieren. Ich will mir Zeit nehmen, meine Einstellung und die der Gen Z zu erklären. Vielleicht bei einer Aprikose aus dem kostenlosen Obstkorb – oder einer Partie Tischkicker!

Falls Sie Interesse an einem Coaching oder Workshop haben, rufen sie mich an.