Die Generation dazwischen

Generation X- die vergessene Generation?

Generation X- wirklich die vergessene Generation?

Generation X- Wer ist das?

Sie haben noch Twix als Raider gekannt, „Bandsalat“ an Kompaktmusikkassetten repariert, mit Wählscheibentelefonen telefoniert, Bonanza Räder gefahren und Fernsehen zu festen Sendezeiten geschaut: die Generation X.
Soziologen bezeichnen die Generation X nüchtern als die Gruppe an Menschen, die zwischen 1965 und 1980 geboren wurden. Etwas plakativer kursieren aber auch Begriffe wie die „vergessene Generation“ oder „Sandwichgeneration“. Sie sind Sandwich zwischen der riesigen Zahl an Babyboomern, die so langsam in Rente gehen und den Ypsilonern und Zettlern, um die alle im „War of Talents“ kämpfen. Daher vielleicht auch der Begriff vergessen, weil sie nicht wirklich im Fokus sind. Sandwich werden sie auch genannt, da sie als letzte Generation noch die analoge Welt sowie die Revolution des Computers und die Digitalisierung erlebt haben.

Sind die Generation Z Digital Natives, zeigen die X´ler Anpassungsfähigkeit als Digital Immigrants. Die Generation X ist also in vielerlei Hinsicht die Generation dazwischen.
Wenngleich man diese Generationendiskussion meiner Meinung nach nicht überstrapazieren darf und man sehr vorsichtig sein muss, Menschen in einfache Schubladen zu stecken und diese nicht mehr aufzumachen: Die jüngsten X´ler sind aktuell Anfang 40 und die ältesten Ende 50. Das bedeutet: ihre Qualitäten und Besonderheiten werden die Arbeitswelt noch die nächsten 15 bis20 Jahre mitprägen. In dem ganzen Hype um Employer Branding, Arbeitgeberattraktivität und den Kampf um Talente sollte man zudem nicht vergessen, dass die Generation X noch mindestens eine Dekade den Karren in Unternehmen „zumindest“ mitzieht. Daher ist es insbesondere für Arbeitgeber essenziell, sich gut zu überlegen, auf welche Art und Weise dieser Generation Verständnis und Aufmerksamkeit entgegengebracht werden sollte.

Wie ist die Generation X aufgewachsen und was hat sie geprägt?

Die Generation X ist in einer Zeit aufgewachsen, die von sozialen, politischen und technologischen Veränderungen geprägt war. Hier sind einige der Schlüsselmerkmale ihrer Kindheit und Jugend:

Schlüsselmerkmale

  • Fernsehen und Musik: Das Fernsehen war ein wichtiger Teil der Freizeitaktivitäten der Generation X. Sie wuchsen mit Fernsehserien, Cartoons und Musikvideos auf. Im Laufe der Zeit haben sie den ganzen Wandel von Vinyl-Schallplatten und Musikkassetten zu CDs und schließlich Spotify mitgemacht.
  • Wandel in der Familie: Die Generation X erlebte eine Zunahme von Scheidungen und berufstätigen Müttern, was zu neuen Familienstrukturen führte. Viele Kinder dieser Generation verbrachten mehr Zeit allein oder mit Freunden, während ihre Eltern arbeiteten. So ist auch ein weiterer Begriff für die Generation entstanden: Die Schlüsselkinder.
  • Politische und soziale Ereignisse: Die Generation X erlebte einige bedeutende politische und soziale Veränderungen, darunter die atomare Aufrüstung mit Pershing II Raketen in Deutschland, das Ende des Kalten Krieges und den Fall der Berliner Mauer. Sie waren auch Zeugen vom Beginn der Umwelt-, Friedens- und Frauenrechtsbewegungen.
  • Technologischer Übergang: In den Jugendjahren der Generation X begannen Computer und das Internet allmählich in das tägliche Leben einzudringen. Es war eine Zeit des Übergangs von der analogen zur digitalen Welt, was zu einer gewissen Anpassungsfähigkeit führte. Die meisten Mitglieder der Generation X wuchsen in einer Zeit auf, als die Technologie rasante Fortschritte machte.
  • Wirtschaftliche Herausforderungen: Viele Angehörige der Generation X traten ins Erwachsenenalter ein, als die Wirtschaft schwierige Zeiten durchlebte. Sie kennen noch autofreie Sonntage aufgrund der Ölkrise, Massenarbeitslosigkeit und unklare Zukunftsaussichten (no-future Bewegung).
  • „Old Work“: Diese Generation ist noch stark geprägt von vertikal-hierarchischen Unternehmenskulturen und einem Führungsbild mit starkem „command & control“ Einfluss. Häufig wurde noch ein Engagement an psychische und physische Grenzen bis zum Schreckgespenst Burn-out gefordert. Duz-Kultur, Eigenverantwortung, Homeoffice und Beteiligung waren meist noch Fremdworte.

Insgesamt wuchs die Generation X in einer von Veränderungen, Unsicherheiten und neuen Chancen geprägten Zeit auf. Ihre Erfahrungen und Herausforderungen haben sie geformt und ihre Werte und Einstellungen beeinflusst.

Was macht die X´ler aus?

  • Loyalität und Treue: Die Generation X ist tendenziell loyal und treu gegenüber einem Arbeitgeber. Das sind vielleicht etwas angestaubte Werte. Dennoch wechseln Mitarbeitende dieser Generation weniger häufig den Arbeitsplatz bzw. den Arbeitgeber und begleiten diesen häufiger durch schwierige Zeiten und auch mal über steinige Wege.
  • Geben und Nehmen: Mitarbeitende dieser Generation sind eher bereit, eine Extrameile zu gehen, wenn das Verhältnis zwischen Geben und Nehmen stimmt. Dabei kennen sie es noch, 40 Stunden an 5 Tagen zu arbeiten und nehmen auch das Telefon mal ab, wenn der Chef um 18 Uhr anruft. Phänomene wie Quiet Quitting sind für sie eher neu.
  • Anpassungsfähig: Die Generation X ist in einer Zeit aufgewachsen, in der technologische Veränderungen und soziale Umwälzungen stattgefunden haben. Sie sind vielleicht manchmal etwas langsamer mit Veränderungen als die jüngeren Generationen, haben aber bereits mehrfach kontinuierliche Anpassungsfähigkeit bewiesen.
  • Kommunikativ: Menschen in diesem Alter sind es noch eher gewohnt persönlich miteinander Face to Face zu kommunizieren. Anstatt 25 Chatnachrichten hin und her zu senden, wird auch gerne zum Telefon gegriffen und werden Dinge direkt, anstatt asynchron geklärt. Der zwischenmenschliche Kontakt ist ihnen wichtig und da sind sie kompetent.
  • Erfahren: Viele Mitglieder der Generation X haben bereits beträchtliche Erfahrung im Berufsleben gesammelt und einige von ihnen haben Führungspositionen innegehabt. Sie scheuen sich nicht vor Verantwortung und sind häufig auch bereit, Führungspositionen anzunehmen bzw. hatten dies als berufliches Entwicklungsziel.

Beim Schreiben dieses Blogbeitrages fällt mir auf, dass dieser Text durchaus autobiografische Anteile enthält. Nehmen Sie mir es nicht übel, wenn ich hier meine Meinung darstelle, basierend auf 30 Jahren Berufserfahrung und nicht auf wissenschaftlich belegbaren Studien. Sehr inspirierend fand ich den Artikel zur Generation X in der Wirtschaftswoche.

Was wünscht sich die Generation X von Arbeitgebern?

Diese Generation hat in ihrem jungen Erwachsenenleben sehr hohe Arbeitslosenzahlen erlebt, lange schwebten unsichere Zukunftsprognosen über ihren Köpfen. Dementsprechend legt sie Wert auf einen sicheren Arbeitsplatz mit unbefristetem Vertrag.
Mitarbeitende erwarten Anerkennung und Wertschätzung für ihre Arbeit und Leistungen. Sie wollen nicht die „vergessene“ Generation sein, die eh immer da ist und da bleibt, sondern schätzen eine offene und ehrliche Kommunikation mit Vorgesetzten.
Während bei den Boomern, welche den Begriff des Workaholic geprägt haben, der Beruf einen extrem hohen Stellenwert hatte, steht bei der folgenden Generation eine ausgewogenere Balance zwischen Arbeits- und Privatleben im Mittelpunkt. Das heißt, sie, arbeitet um zu Leben und legt Wert darauf, Zeit mit ihrer Familie und ihren Hobbys zu verbringen und erwartet von ihren Arbeitgebern Arbeitsbedingungen wie beispielsweise flexible Arbeitszeiten, die diesen Bedürfnissen gerecht werden.
Daneben schätzen Mitarbeitende dieser Altersgruppe ihre Unabhängigkeit und möchten Verantwortung für ihre Aufgaben und Projekte übernehmen. Sie bevorzugen eine Arbeitskultur, die Eigeninitiative, Freiräume und Kreativität fördert.
Wer Krisenzeiten am Arbeitsmarkt erlebt hat, schätzt, wie eigentlich alle Arbeitnehmer, einen guten angemessenen Lohn. Die Generation X ist durchaus auch anfällig für Statussymbole, um das das Erreichte auch nach außen darzustellen.
‚Zusätzlich schätzen sie wettbewerbsfähige Sozialleistungen und Benefits, die ihre finanzielle Sicherheit unterstützen.
Vielleicht beginnen Arbeitsgeber aufgrund des Fachkräftemangels auch bald noch stärker darüber nachzudenken und Strategien dafür zu entwickeln, wie sie das Wissen und die Erfahrung dieser Mitarbeitenden auch über die Rentenaltersgrenze hinaus. in einem gewissen Umfang im Unternehmen behalten können.

Unterschiede der Generationen akzeptieren und Dialoge fördern


Um noch einmal meinen Gedanken vom Anfang aufzugreifen: Ich halte nichts davon, Menschen in Generationenschubladen zu stecken und zu verallgemeinern, oder gar verschiede Generationen im Unternehmen gegeneinander auszuspielen. Dennoch glaube ich, dass die verschiedenen Generationen unter unterschiedlichen Umständen aufgewachsen sind und dadurch auch sehr verschieden geprägt sind. Dies hat zumindest teilweise unterschiedliche Überzeugungen und Grundhaltungen hervorgebracht. Kontrastreiche Meinungen und Einstellungen können entweder zu großen Synergien oder zu großen Konflikten führen. Die entscheidende Weichenstellung ist der Dialog und die Kommunikation, die gegenseitige Akzeptanz der Unterschiedlichkeit und das Anerkennen der gegenseitigen Stärken.Deshalb profitieren Arbeitgeber davon, bei ihren Aktivitäten alle Altersgruppen in den Blickpunkt zu nehmen. Um Neid und Missgunst zu vermeiden, sollten sie bei ihren Maßnahmen zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivität die Generation X nicht vergessen, denn diese Mitarbeitenden werden in den nächsten 15 Jahren noch dringend gebraucht.

Falls Ihnen diese Themen als „X´ler“ bekannt vorkommen und Sie Interesse an einem Coaching oder Workshop haben, rufen sie mich an.