FEEDBACK – TOOL

Mit dem Johari- Fenster im Feedback das Feld des „freien Handelns“ vergrößern

Ziel des Johari Fenster ist es, das „Feld des freien Handelns“ zu erweitern. Hier ist die Motivation und das Handeln sowohl einem selbst als auch den anderen bekannt. Wir können uns zeigen, wie wir sind. Dadurch können wir uns frei und ungehemmt in Gruppen bewegen.

johari-fenster.pdf (281 kB)

BLINDE FLECKEN ENTDECKEN

Teamentwicklung mit dem Johari Fenster

Das Johari Fenster unterteilt das Handeln von Menschen in Gruppen und Teams in vier Sektoren. Unterscheidungsmerkmal ist, ob ein bestimmtes Verhalten oder interne Vorgänge einem selbst bekannt oder unbekannt sind, und wie dies auf Seite der „anderen“ aussieht. Die vier Sektoren/Fenster sind:

Das Johari Fenster - Nutzen von Feedback

Quadrant A: „Freies Handeln“

Hierbei handelt es sich um den Bereich der öffentlichen Sachverhalte und Tatsachen. Alles was hier hineinfällt, ist mir und den anderen bekannt. In diesem Bereich sind wir frei von Ängsten, offen und können uns zeigen, wie wir sind.

Quadrant B: „Mein Geheimnis“

Das Verhalten in diesem Bereich ist uns selbst bewusst, wir offenbaren es jedoch nicht gegenüber anderen. Jeder Mensch braucht seine Geheimnisse, seinen ganz privaten Bereich. Es kann aber auch anstrengend sein, Geheimnisse hüten zu müssen und nicht frei und offen handeln zu können.

Quadrant C: Blinder Fleck

Der blinde Fleck der Selbstwahrnehmung beschreibt Verhalten, das mir unbekannt, aber für andere bekannt und offensichtlich ist. Dies kann beispielsweise nicht mehr wahrgenommene Gewohnheiten oder auch nonverbale Kommunikation, wie z.B. Mimik, Gestik, Auftreten betreffen. Wenn wir hierzu Feedback bekommen, sind wir möglicherweise überrascht über die Äußerung, da wir uns noch nie bewusst Gedanken darüber gemacht haben.

Quadrant D: „Unbewusst“

Die Vorgänge hier sind weder einem selbst noch anderen bekannt. In der Tiefenpsychologie würde dies dem „Unbewussten“ entsprechen. Je mehr sich eine Person mit sich selbst auseinandersetzt, umso kleiner wir dieser Bereich. In der Regel sind Entwicklungen hier nicht Teil einer Teamentwicklung, sondern finden eher im Bereich Coaching oder auch Therapie statt.

Die vier Felder im Johari Fenster einfach erklärt

Johari Fenster in der Teamentwicklung

Die Grundidee ist nun, dass der Teamentwicklungsprozess dazu führen sollte, dass die Fenster B (mein Geheimnis) und C (blinder Fleck) kleiner werden und hingegen das Fenster A (freies Handeln) sich ausdehnt. Vom Grundprinzip ist das mithilfe folgender Methoden möglich:

  • Konsruktives Feedback ermöglicht den Blick auf blinde Flecken  und verkleinert damit Fenster C.
  • Team- und vertrauensbildende Maßnahmen ermöglichen mehr Offenheit und Selbstoffenbarung. Man gibt mehr von sich preis und Fenster B (mein Geheimnis) verkleinert sich.

Kommentar

Insbesondere bei Fenster D („Unbewusst“) ist vom Trainer ein gewisses Fingerspitzengefühl gefordert. In diesem Feld geht es um unbewußtes Verhalten, das weder der Person noch Anderen bekannt ist. Hierbei kann es sich um unbewußte Talente, kulturelle Prägungen, aber auch einfach diffuse Gefühle handeln.  Um an diesen Themen zu arbeiten und sie auf die Bewußtseinsebene zu bringen, ist vielleicht eher ein individuelles Coaching als eine Bearbeitung im Team sinnvoll.

Nichtsdestotrotz ist das Johari Fenster hervorragend geeignet um Teams die Bedeutung von Feedback und die Notwendigkeit einer gemeinsamen Feedbackkultur zu erklären. Damit findet ein Abgleich von Selbstbild und Fremdbild statt.

Johari Fenster in der Teamentwicklung - mit Feedback und Vetrauen zu freiem Handeln

Praxisbeispiel Johari Fenster

Ein Team von Personalreferentinnen betreut gemeinsam die internen Kunden bei verschiedenen Anliegen. Eine der Kolleginnen äußert im Rahmen eines Pausengesprächs die Überzeugung: „Ich kann besonders gut kommunizieren und bin in der Lage flexibel auf die Anliegen der Führungskräfte einzugehen“. Bei genauerer Betrachtung kann beobachtet werden, dass einige ihrer Kolleginnen die Augen verdrehen, da sie offensichtlich anderer Meinung sind. Wenn das Team nicht schon so „reif“ ist, dass es einen angemessenen Rahmen findet, sich gegenseitig konstruktives Feedback zu geben, würden wir eventuell an dieser Stelle hängen bleiben und die Arbeit des Teams wäre nicht so effektiv, wie sie sein könnte.

Im Rahmen eines Teamentwicklungsworkshops zum Thema Rollen, Kommunikation, Feedback könnte hingegen gewinnbringend (auch) an der oben beschriebenen Abweichung des Selbst- und Fremdbilds gearbeitet werden. Möglicherweise käme dabei zur Sprache, dass die Teammitglieder die Stärke eher bei der Gewissenhaftigkeit der Kollegin sehen und sie darüber hinaus ermutigen, öfter einmal ihr spontanes und flexibles Verhalten einzuüben, indem beispielsweise ein Workshop nicht 100 % genau ins Detail geplant wird.

Eigene Übung

Eine einfache Möglichkeit sich mit den eigenen blinden Flecken auseinander zu setzen ist, einfach Freunde oder Kollegen darum zu bitten, ihre Einschätzung zu folgenden Fragen abzugeben:

  • Was sind deiner Meinung nach 3 Stärken, die ich habe?
  • Wo kann ich mich aus deiner Sicht noch weiterentwickeln?

Bei den blinden Flecken weiß man natürlich naturgemäß nicht, welche Antworten man erhalten wird. Deshalb ist es wichtig, sich davor zu fragen, ob einen die Antworten wirklich interessieren. Andererseits ob man diese auf sich wirken lassen kann, ohne sich direkt zu rechtfertigen.

Für das Einüben der Selbstoffenbarung eignet sich vor allem das Gespräch unter vier Augen. Häufig ist es so, dass in einem Gespräch mehr Tiefe entsteht, wenn wir selbst bereit sind, etwas von uns preiszugeben. Dieses Vertrauen wird dann häufig von der anderen Person erwidert nach dem Motto „Aha, hier muss ich nichts vorspielen, sondern kann mich (auch) zeigen, wie ich bin, mit meinen Schwächen und Gedanken“. Eine einfache Übung wäre auf die Frage der Kollegen „Wie geht´s?“ nicht immer nur mit „gut“ zu antworten, sondern ab und zu – wenn passend – doch etwas mehr von der eigene Stimmungslage oder dem, was einen gerade beschäftigt, preiszugeben.

Dabei gilt natürlich: Jeder muss immer für sich selbst überlegen und die Verantwortung übernehmen, wieviel er von sich preisgeben und so das Feld des freien Handelns vergrößern will.