Widerstandsfähigkeit in Krisenzeiten

Resilienz – Stärke in der Krise finden

Mit Resilienz und Achtsamkeit Krisen meistern und Widerstandsfähigkeit stärken

Resilienz- Die Kunst, gestärkt aus Krisen hervorzugehen

Ein sturm- und regenfestes Zelt. Ein Blitzableiter. Ein unantastbarer Mensch im Superheldenkostüm. Auf den ersten Blick wirken derartige Bilder naheliegend, wenn der Begriff Resilienz im Raum steht. Resilienz ermöglicht es Menschen, Herausforderungen gelassen zu meistern und gestärkt aus schwierigen Situationen hervorzugehen. Je komplexer die Herausforderungen unserer Gesellschaft, desto wichtiger die Widerstandsfähigkeit zu Krisenzeiten. So weit, so nachvollziehbar. Aber ist Resilienz mehr als nur ein „Buzzword“, welches aus der Diskussion um New Work und die Zukunftstrends entstanden ist? Sind resiliente Arbeitnehmer:innen wirklich unantastbar, oder vielmehr „situationselastisch“? Kann man resiliente Arbeitsweisen erlernen und inwiefern können Arbeitgeber:innen unterstützen?

Der Sprint von Krise zu Krise

Wenn man heute nach links und rechts blickt, ist ein Zustand traurig-präsent: Krisen. „Welchen Einfluss wird die Klimakrise auf mein Berufsfeld haben?“. „Wird künstliche Intelligenz in drei Jahren meinen Job übernehmen?“. „Werde ich den Herausforderungen der VUCA-Welt standhalten können?“. Egal ob beim Fokus auf ganze Industrien, Berufsgruppen oder einzelne Individuen sind Krisengedanken vielschichtig. Das Zukunftsinstitut hat versucht, die hochkomplexen und vielfältigen Veränderungsdynamiken unserer Gesellschaft greifbar zu machen und zwölf Megatrends formuliert. Zu diesen gehören unter anderem die Bereiche New Work, Konnektivität und Individualisierung. Während manche Menschen für sich selbst bereits einen stabilen Platz in der Arbeitswelt des rasanten 21. Jahrhunderts gefunden haben, schwingt für viele Beschäftigte vor allem ein Gefühl mit: Unsicherheit. So hat beispielsweise eine Studie von Bitkom ergeben, dass sich 44 Prozent der Arbeitnehmenden von künstlicher Intelligenz bedroht fühlen – drei Viertel befürchten eine stärkere Kontrolle der Beschäftigen durch KI, zwei Drittel fürchten sogar den Verlust von Arbeitsplätzen.

Resilienz auch ein Thema bei jungen Menschen

Wer annimmt, dass sich diesen Ängsten nur bereits mit beiden Beinen fest im Berufsleben stehende Menschen stellen müssen, liegen leider falsch. Ganz im Gegenteil. Die Studie „Jugend in Deutschland 2023“ hat ergeben, dass sich die junge Generation von 14- bis 29-Jährigen durch die Folgen von Pandemie, Klimakrise, Krieg und Inflation stärker belastet fühlt als die mittlere und ältere Generation. Zudem leiden 46% der Befragten unter Stress und psychischen Belastungen wie Erschöpfung, Selbstzweifeln und Gereiztheit.
Ein Geheimrezept für den Wideraufbau psychischer Erholkräfte beim Jonglieren von Krisen gibt es leider nicht. Allerdings lässt sich die eigene Widerstandskraft trainieren – Stichwort: Resilienz.

Resilienz: Buzzword oder echter Lösungsansatz?

Resilienz bezeichnet in der Psychologie die psychische Widerstandskraft in belastenden Situationen. Hier ist allerdings wichtig anzumerken, dass ein resilienter Mensch nichts mit einem Superheld oder einem Blitzableiter gemeinsam hat. Resilienz lässt sich vielmehr mit einem Bambusstaude vergleichen – Belastungen nimmt sie zwar wahr, ihre Elastizität macht es allerdings möglich, nicht daran zu zerbrechen und wieder zur Ursprungshaltung zurückzukehren – manchmal sogar stärker als zuvor. Demnach sind resiliente Mitarbeitende in der Lage, Stress und Krisen wirksam zu bewältigen und überwältigende sowie schädliche Auswirkungen abzufedern. Sie sind geübt in Selbstfürsorge und hören auch in belastenden Situationen auf ihre psychischen Bedürfnisse, um Burnouts zu vermeiden.
Um das Konzept von Resilienz in der Praxis greifbarer zu machen, bieten die sieben Säulen der Resilienz einen umfassenden Ausgangspunkt.

Die sieben Säulen der Resilienz

1. Optimismus: Das Glas ist halb voll
Selbstverständlich ist es in vielen Krisensituationen unmöglich, Optimismus zu bewahren. Jedoch kann eine positive Lebenseinstellung dabei helfen, innerhalb eines Meeres von Herausforderungen auch optimistische Perspektiven zu sehen. Anstatt eines „Schönredens“ von Problemen sehen Optimist:innen Krisen als temporären Zustand und fokussieren sich auf mögliche Lösungsansätze.

2. Akzeptanz: Perfektion? Überflüssig!
Auch wenn wir uns das oft wünschen: Manche Situationen sind nicht zu beeinflussen und wir können nichts dagegen tun. Anstatt über Unveränderbares nachzugrübeln, können wir lernen, diese Dinge aus neuen Perspektiven zu betrachten und kreative Wege finden, damit umzugehen. (siehe: Circle of Influence unten)

3. Lösungsorientierung: Vom Schwarzmaler zum Möglichmacher
Resiliente Menschen schaffen es, in Problemen Möglichkeiten und Lösungen zu finden. Durch eine pragmatische Einschätzung der Situation eröffnen sie neue Perspektiven und bewahren einen kühlen Kopf.

4. Bindungen und Netzwerke: Zusammen statt Allein
In herausfordernden Zeiten ist gegenseitiger Austausch Gold wert. Eindimensionale Blickwinkel auf Problemsituationen wirken fast immer hemmend – ein zweites Paar Augen kann helfen, den Wald vor lauter Bäumen wiederzufinden. Zudem haben soziale Bindungen einen positiven Einfluss auf die psychische Gesundheit.

5. Eigenverantwortung übernehmen: Raus aus der Opferrolle
Die Opferrolle zu verlassen bedeutet, Passivität und das Gefühl von Ohnmacht loszulassen. Stattdessen wird regelmäßig Selbstreflexion praktiziert und mit einem gesunden Selbstvertrauen, Eigenverantwortung übernommen. Um das zu erreichen, können alte Glaubenssätze hinterfragt und wenn nötig neu aufgestellt werden.

6. Zukunftsplanung: Sagen, was Sache ist
Wer seine Vorstellungen und Lösungsansätze gegenüber anderen äußert, ist auf einem guten Weg hinzu Resilienz. Pläne mitgestalten, die Initiative ergreifen, Wünsche klar ausformulieren – all das spielt eine Rolle bei positiven Zukunftsplänen.

7. Selbstreflexion: Wer bin ich und wo will ich hin?
Im Zuge der Selbstreflexion bewerten wir unsere Gefühle und Handlungen, erkennen unsere Qualitäten, Talente und Bedürfnisse und hinterfragen diese kritisch. Dementsprechende Praktiken ermöglichen es uns, Erkenntnisse über unser Verhalten in Krisensituationen zu sammeln und daraus für vergleichbare Probleme in der Zukunft Schlüsse zu ziehen.

Resilienz ist individuell

Wichtig ist hierbei allerdings anzumerken, dass sich Resilienz bei verschiedenen Individuen unterschiedlich auswirkt. Manche Arbeitnehmende gehen auch mit langwierigen und komplexen Krisen gelassen um, während andere ihre gesammelten Kräfte benötigen, um „situationselastisch“ auf Stress zu reagieren. Weil sich Resilienz von Person zu Person unterschiedlich zeigt, helfen leicht erlernbare Praktiken dabei, im Krisen-Dschungel nicht den Wald vor lauter Bäumen zu verlieren.

Perspektivenwechsel tut gut- der circle of influence

„Ich würde gerne aktiv werden, aber allein ist das doch sinnlos.“ „Ach, das Problem spreche ich lieber nicht an, da ändert sich doch sowieso nichts.“ Oftmals ist es komplex abzuwiegen, welche Dinge durch eigenes Handeln verändert werden können und bei welchen Problemsituationen das Eingreifen nur verschlimmbessert. Um verstehen zu lernen, an welchen Stellen das eigene Einflussnehmen hilfreich ist, kann der sogenannte „Circle of Influence“ Orientierung bieten.

Mit dem circle of influence zu Selbstwirksamkeit und Akzeptanz

Insbesondere in Krisenzeiten und schwierigen Phasen lässt sich mithilfe des „Circle of Influence“ einordnen, worauf wir tatsächlich Einfluss nehmen können und wie wir Energie und Ressourcen bestenfalls einsetzen. Kurz gesagt: Das Konzept hilft auf dem Weg zu resilienter Stressbewältigung.

Circle of influence- ein Beispiel

Stellt man sich beispielsweise eine Situation vor, indem sich ein Arbeitnehmer mitsamt seiner Abteilung in einem groß angelegten Change Prozesses wiederfindet, kann das reinzoomen in den „Circle of Influence“ sehr hilfreich sein. Wahrscheinlich fühlen sich Arbeitnehmende in den ersten Zügen der Umstrukturierung mit Stress- und Angstgedanken konfrontiert – neue Prozesse müssen gelernt werden, Altes wird losgelassen und der gewohnte Arbeitsalltag existiert nicht mehr. In solchen Situationen könnte der Arbeitnehmer die Krisenfaktoren in die drei Kreise einordnen.
Im inneren Kreis der Kontrolle stehen alle Themen, die im direkten Einfluss der Person sind. Das sind alle Entscheidungen, die ich unter eigener Kontrolle habe. Im mittleren Kreis des Einflusses sind die Veränderungen, an denen ich beteiligt bin, die ich aktiv mit beeinflussen kann. Im äußeren Kreis steht z.B. die Management-Entscheidung zum Change Prozess, hier muss der Arbeitnehmer dementsprechend keine Energie opfern, denn auf diesen Entschluss hat er keinen Einfluss.
Sehr häufig stecken Menschen viel Energie in den circle of concern und ärgern sich, sind besorgt und beunruhigt. Hier braucht es den Schlüsselfaktor Akzeptanz. Es hilft mir nicht weiter, mich über Dinge aufzuregen, die ich nicht verändern kann. Vielmehr ist es im Sinne der Selbstwirksamkeit auf die Themen der beiden inneren Kreise zu konzentrieren, die unter meiner Kontrolle sind bzw. die ich beeinflussen kann.
Auf diesem Weg ist es möglich, die eigenen Projekte und neuen Elemente im Kreis des Einflusses mithilfe der frisch eingeführten Maßnahmen auf ein neues Level zu bringen.

Gelassen aus der Krise führen

Auch für Führungskräfte ist Resilienz ein entscheidender Schlüsselfaktor, um das Team auch in Krisenzeiten und stressigen Phasen zusammenzuhalten. Weniger stressbedingte Krankheitsfälle, Zufriedenheit statt Angst-Klima und Produktivitätssteigerung sind nur einige der Faktoren, weshalb Führungskräfte ihre Mitarbeitenden auf dem Weg zu einem resilienteren Lebensstil unterstützen sollten. Letztendlich können sich auch Teamleads die sieben Säulen der Resilienz zu Herzen nehmen und ihre Teammitglieder beispielsweise zu Lösungsorientierung ermutigen, eine agile und dynamische Arbeitsweise mit Rücksicht auf die individuellen Bedürfnisse kultivieren und Veränderungen frühzeitig und verständlich kommunizieren. Sowie sich Arbeitnehmende heute den Herausforderungen und Unsicherheiten innerhalb der VUCA-Welt stellen, müssen auch Arbeitgeber Entwicklungen wie Quiet Quitting, dem Eintritt der Generation Z auf den Arbeitsmarkt und den berufsbedingten Auswirkungen von künstlicher Intelligenz handhaben. Umso essenzieller ist es heute für Führungskräfte, resilienten Umgang mit Krisen und Veränderungen zu erlernen. Denn wenn im Betrieb ein motivierendes und sich gegenseitig stärkendes Arbeitsklima herrscht, kann sich „Resilienz“ von einem unnahbaren Buzzword innerhalb der Zukunftstrends in eine unterstützende und krisensichere Praktik verwandeln.

Sie haben Interesse an einem Coaching oder Workshop zum Thema Resilienz? Rufen Sie mich gerne an.