Unterwegs im Paralleluniversum

Das Phänomen Metaverse- Risiken und Chancen

Metaverse das Paralleluniversum- Utopie oder Dystopie?

Metaverse – Utopie oder Dystopie

Brille an, Kopfhörer auf, es kann losgehen. Zuerst startet der Tag mit einer kleinen Shoppingtour, bei der Wunschgegenstände direkt in den Einkaufskorb geswiped werden. Bezahlt wird selbstverständlich in Kryptowährung. Pünktlich zum wöchentlichen Meeting verwandelt sich das Wohnzimmer in einen Konferenzraum, der von freundlichen Avataren geflutet wird, die ihre Neuigkeiten der Reihe nach mit der Stimme von altbekannten Arbeitskolleg:innen vortragen. Kurze Mittagspause in Peru gefällig? In nur 45 Minuten ist eine kleine Tour auf den Maccu Piccu möglich. Der Feierabend wird in intimer Runde mit drei Hologrammen zelebriert, die Freundesgruppe muss für eine entspannte Gesprächsrunde ihr Sofa nicht verlassen. Kopfhörer runter, Brille aus und bis morgen, schöne neue Welt.

Viel Potenzial im Metaverse – Universum

Das eben beschriebene Szenario stellt vor, wie der Alltag mit einem sogenannten Metaverse aussehen könnte. Metaverse – ein Begriff, der nicht zuletzt seit der Umbenennung von Facebook in Meta im IT-Bereich inflationär verwendet wird. Doch was bedeutet der Begriff überhaupt?

Erstmals verwendet wurde der Begriff „Metaverse“ 1992 im Science-Fiction-Roman „Snow Crash“ von Neal Stephenson. Der Autor beschreibt mit dem Wort eine virtuelle Welt, in der Menschen als Avatare in digitalen Körpern agieren. Metaversum besteht aus der Vorsilbe Meta („Jenseits“) und Universum.

Über 30 Jahre später hat sich das Metaverse von einer virtuellen Utopie in eine realistische Parallelwelt mit Investitionspotenzial verwandelt. Und seine Relevanz ist noch lange nicht am Peak angekommen: Das Marktforschungsinstitut Verified Market Research prognostiziert der Branche bis 2030 ein jährliches Wachstum von fast 40% und eine Marktgröße mit fast 825 Milliarden US-Dollar.

Dementsprechend stellt sich die Frage: Wird die bereits beschriebene Realität vielleicht schon dieses Jahr in den Wohnzimmern der Welt ankommt? Nicht direkt. Bisher gibt es von einem derartigen Metaverse noch kein Best-Case-Beispiel – vielmehr impliziert es eine große Sammlung an digitalen und dreidimensionalen Erlebnisrealitäten. In diesem Paralleluniversum können Schulklassen virtuell mithilfe von personalisierten Avataren online im Klassenzimmer sitzen, Chirurgen sind via VR-Hardware miteinander verbunden und steuern die Operation gemeinsam und auf die klimaschädlichen Fernflüge kann verzichtet werden, da man sich das Urlaubsdomizil einfach via Virtual-Reality-Brille nach Hause holen kann.

Das Metaverse bringt Veränderungen für Caoching und Training

Zurück in die Zukunft

Sonderlich fremd kommt vielen das Konzept eines Metaverse bestimmt nicht vor. Stichwort? Corona-Krise. Während Konferenzen nicht präsent stattfinden konnten und Face-to-Face Meetings undenkbar waren, schlug die große Stunde für das Metaverse in Kinderschuhen. Gegen Ende der Krise wurden viele Wege gesucht und gefunden, um die Kommunikation in Zoom-Kacheln interessanter und greifbarer zu gestalten. Virtuelle Konferenzräume, in denen sich Teilnehmende als Avatare frei bewegen konnten, entwickelten sich zu beliebten Interaktionstools. Einige der Anbieter solcher Konzepte sind bereits wieder vom Markt verschwunden – nun arbeiten die großen Tech-Giganten an hoch-digitalisierten Versionen dieser neuen Arbeitsräume. So will das Softwareunternehmen Microsoft bis Ende des Jahres VR-Brillen in ihr Videocall-Angebot „Microsoft Teams“ integrieren. Auf diesem Weg soll es Träger:innen ermöglicht werden, in eine computergenerierte Welt in Echtzeit einzutauchen oder digitale Elemente in die reale Umgebung einzubauen.

Auch die Konkurrenten Apple und Meta haben derartige Produkte angekündigt – allerdings verwendet Apple bei seinem Mixed-Reality-Headset „Vision Pro“ den Begriff Metaverse nicht, stattdessen wird von „Spacial Computing“ gesprochen.

Metaverse: Auch in der virtuellen Welt lauern Risiken

So wie viele Anwendungen im Bereich der künstlichen Intelligenz wirbt auch das Metaverse mit Zukunftsfähigkeit und Innovationspotenzial.

Zu den Vorteilen der neuen Technologie gehören unter anderem:

1. Bessere Bildungschancen

er Zugang zu Bildung ist mit virtuellen Klassen- und Konferenzräumen nicht mehr örtlich begrenzt. Menschen aus verschiedensten Ländern können in einem Metaverse zusammenkommen, um gemeinsam zu lernen und sich auszutauschen. Durch die Inklusion verschiedenster Lern-Technologien kann das Erlebnis zudem um den Faktor Gamification erweitert werden.

2. Vereinfachung kollaborativer Arbeit

Im Metaverse können Teams und Unternehmen virtuell zusammenarbeiten, unabhängig von ihrem physischen Standort. Im Gegensatz zu klassischen Zoom-Konferenzen bietet das Metaverse bessere Möglichkeiten für kreatives Brainstorming und flexible Arbeitsteilung, was es erleichtert, komplexe Aufgaben in einer immersiven Umgebung zu bearbeiten.

3. Viel Potenzial für Arbeits- und Absatzmarkt

Gerade in den Bereichen Software- und Hardware-Entwicklung soll besonders viel Potenzial schlummern. Zudem werden viele Produkte , die wir aktuell nur in der physisch zugänglichen Variante kennen, bald auch digital existieren.

4. Virtualisierung vielfältiger Lebensbereiche

Mal einen Termin mit der Behörde ausmachen oder den Kontrolltermin beim Arzt wahrnehmen? Das Metaverse macht es möglich, viele Alltagserledigungen einfach vom heimischen Schreibtisch aus zu erledigen.

5. Neue Geschäftsmodelle und Innovationspotenzial

Das Metaverse schafft neue Geschäftsmöglichkeiten und Märkte. Dadurch können Unternehmen ihre Produkte und Dienstleistungen in virtuellen Welten präsentieren, innovative Werbemethoden nutzen und mit Kunden auf eine interaktive Weise in Verbindung treten.

Kritische Aspekte im Metaverse

  1. Digitale Abhängigkeit:
    Was passiert, wenn die VR-Brille mal nicht funktioniert? Eintauchen ins Metaverse führt zu einer erhöhten Abhängigkeit von digitalen Tools.
  2. Datenschutz- und Sicherheitsbedenken:
    Was das Recht am eigenen Bild oder persönliche Informationen angeht, steckt das Metaverse aktuell noch in seinen Kinderschuhen. Wie auch auf den sozialen Netzwerken des Namenspartners „Meta“, hinterlassen User:innen viele digitale Spuren, die von Unternehmen und Dritten gesammelt werden können.
  3. Digitale Spaltung:
    Der Zugang zum Metaverse erfordert entsprechende Technologien und Internetverbindungen. Allerdings werden derartige Tools insbesondere zu Beginn sehr teuer verkauft, weshalb der Preis zu einer digitalen Kluft und Ungleichheiten führen könnte, wenn Menschen nicht am Metaverse teilhaben können.
  4. Kognitive und psychologische Auswirkungen:
    Bisher gibt es keine Langzeitstudien zu jahrelangem Nutzen von Virtual Reality Angeboten. Die immersiven und oft hyperrealen Erfahrungen im Metaverse könnten Auswirkungen auf die kognitive Wahrnehmung und die psychische Gesundheit haben.
  5. Mangel einheitlicher Standards:
    Voraussichtlich wird es nicht „Das Metaverse“ geben. Viele Unternehmen arbeiten an eigenen Versionen eines Metaverse. Dementsprechend relevant sind einheitliche Standards für die Entwicklung, sodass Nutzer:innen zwischen verschiedenen digitalen Welten wechseln können und so die virtuelle Komplexität reduziert wird.

So verändert das Metaverse Coaching und Training, wie wir sie kennen

Das große Zukunftspotenzial von künstlicher Intelligenz und dem Metaverse-Konzept legt natürlich auch dem Arbeitsumfeld Coaching die Frage nahe: Wird es in unserer digitalisierten Welt überhaupt noch menschliche Coaches oder Trainer geben? Im Jahr 2023 sind Beratungen von Arbeitnehmer:innen ganz ohne menschliche Einflussnahme undenkbar. Allerdings war es für Coaches noch nie so wichtig wie heute, sich mit den digitalen Trends auseinanderzusetzen, um die Möglichkeiten des Metaverse nicht zu verschlafen.

So können für die Visualisierung von Problemen und das Herauskristallisieren von Lösungsansätzen statt haptischen Flipcharts beispielsweise personalisierte Coachingräume eingesetzt werden. Vielleicht fällt es den Teilnehmenden schwer, in Stresssituationen einen klaren Kopf zu bewahren? Warum also nicht über mögliche Lösungsansätze in einem virtuellen Wald mit entspannenden Naturgeräuschen brainstormen! Beispielsweise wird im Coaching eine Gehaltsverhandlung geprobt? Mithilfe des Metaverse wird das entsprechende Büro-Setting wahrheitsgetreu simuliert! Da sich anstatt der Teilnehmenden selbst ihre Avatare in der Coaching-Situation wiederfinden, wird eine Art Rollenspielcharakter möglich – das kann dabei helfen, Probleme aus einer übergeordneten Position wahrzunehmen und unangenehme Aspekte besser auszusprechen. Zudem hilft die spielerische Art des Coachings dabei, angstbehafteten Situationen die Schwere zu nehmen.

Auf Wiedersehen realer Gesprächspartner, hallo Robo-Coach?

Selbstverständlich verändert sich mit der digitalen Coachingumgebung auch die Funktion der Coaches. Möglicherweise finden diese sich zukünftig vielmehr in der Rolle von Assistent:innen oder Tutor:innen wieder, die Teilnehmende durch die virtuelle Erfahrung führen und insbesondere verbal dabei helfen, neue Erkenntnisse zu verinnerlichen und erarbeitete Verhaltensweisen zu festigen.
Eine Aufgabe, die in der digitalen Utopie womöglich eine künstliche Intelligenz übernimmt? Das Potenzial wäre gegeben. Chatbots wie ChatGPT verbessern ihre Reaktion auf emotionale Aussagen und persönliche Einschätzungen konstant. Doch anstatt aufgrund der digitalisierten Zukunftsperspektive zu resignieren, können Coaches sich schon jetzt mit den Potenzialen der neuen Technologie wie dem Metaverse beschäftigen, um diese bestmöglich für das eigene Geschäftsmodell zu nutzen. Denn um die Arbeitswelt 4.0 und die in ihr tätigen Menschen zu verstehen und zu beraten, ist insbesondere eine Eigenschaft essenziell: Offenheit für Neues.

Sie haben Interesse an einem Coaching oder Workshop? Rufen Sie mich gerne an.